Wer kennt das nicht? Ein vermeintlich toller Geheimtipp bleibt oft nicht lange einer. Dieses Phänomen lässt sich auf alle möglichen Business- und Lebensbereiche übertragen. So ähnlich ergeht es gerade dem Geocaching. Das „Nischen-Hobby“ entwickelt sich langsam zu einer beliebten Sportart. Die steigende Nachfrage trägt einen Trend zur Kommerzialisierung in sich.
Im ersten von mehreren Blogartikeln, sprechen wir über die Einflüsse der Kommerzialisierung. Unser erster Interviewpartner Markus Gründel ist eingefleischter Geocacher und Autor von „Geocaching I: Alles rund um die moderne Schatzsuche“ und „Geocaching II von Mysterys, Rätseln und Lösungen“.
Kommerzialisierung – (k)eine feine Sache!?
Wir von Geheimpunkt haben, unser Hobby zum Beruf gemacht und sind somit selbst Bestandteil der Kommerzialisierung. Diese Kommerzialisierung, speziell beim Geocaching, stößt vor allem in Deutschland auf Unmut. Grund dafür sind Cacher oder Event-Agenturen, die sich nicht an die Geocaching-Etikette halten.
Das ist für uns gut nachvollziehbar: Vor Beginn der Smartphone-Ära musste ein Geocacher einiges an Zeit und Geld investieren, um das Hobby richtig ausüben zu können. Heutzutage reichen geringe Vorkenntnisse und ein Smartphone mit einer entsprechenden App. Das führt oft zu Anfängerfehlern und das wiederum verärgert alteingesessene Geocacher, die die Etikette leben und beachten.
Ist Kommerzialisierung deshalb etwas Negatives? Der Zufluss an neuen, begeisterten Cachern ist Teil der Entwicklung. Das ist vergleichbar mit anderen beliebten Nischensportarten wie beispielsweise dem Skaten.
Bei Geheimpunkt möchten wir andere fürs Geocaching begeistern. Gleichzeitig vermitteln wir den richtigen Umgang mit Cache und Natur. Unsere Touren setzen auf selbstangelegte Caches und stehen damit für hohe Individualität. Während der Touren versuchen wir die Werte des Geocaching zu vermitteln. Erfahrungen mit Geocachern, die vorsätzlich anderen die Tour vermiesen oder die Natur gefährden wollen, haben wir noch nicht gemacht.
Heute nutzen wir die Gelegenheit und sprechen mit Markus Gründel über das wichtige Thema der Kommerzialisierung beim Geocaching.
1.   Hallo Markus, du bestreitest – wie wir – mit Geocaching deinen Lebensunterhalt. Wie empfindest du die zunehmende Beliebtheit des Sports?
Ich glaube, das ist eine logische Entwicklung. Sie läuft viel moderater ab als vergleichsweise beim Skaten oder Klettern. Beim Geocachen können die Leute noch positiv beeinflusst werden, so wird vermieden, dass Schäden entstehen. Durch den Techniktrend sind Smartphone-Cacher stark im Kommen. Daraus resultiert, dass sich viele (oft unbewusst) vor ihrer ersten Suche nur dürftig über die Materie informieren.
2.   Gibt es Ansätze, den negativen Begleiterscheinungen der Kommerzialisierung entgegenzuwirken, beispielsweise in Sachen Umweltschutz, beim Betreten fremder Grundstücke, oder der Beschädigung von Caches?
Geocaching-Einstiegskurse sind eine Chance, Anfänger von Grund auf an die Hand zu nehmen und vermeintliche Fehler zu vermeiden. Die meisten seriösen Geocaching-Agenturen wissen, was sie tun, und helfen Anfängerfehler zu vermeiden.
Auf der anderen Seite stellen allzu unbedarfte Event- und Tourismus-Agenturen mit wenig Hintergrundwissen eine Gefahr dar. Hier ist es beispielsweise empfehlenswert, die Nutzung von Community Caches mit dem Owner abzusprechen. Schließlich hat der viel  Zeit, Mühe und Geld in einen Cache gesteckt. Auch wenn dieser Cache für alle Cacher zugänglich ist, bewegt sich ein Dritter, der mit dem Aufsuchen des Caches Geld verdient, in einer Grauzone. Viele Caches werden ungefragt genutzt, was für Unmut unter den Cachelegern sorgt. Oft lassen sich Unstimmigkeiten vermeiden, indem mit dem Owner entsprechende Absprachen getroffen werden.
Die Beliebtheit des Geocaching-Sports ist generell nicht schlimm. Jedoch ist Aufklärung insbesondere beim Umwelt- und Jagdthema wichtig. Dabei können gute Synergien entstehen, beispielsweise wenn der Cacheleger zuerst mit dem Förster spricht, bevor er einen neuen Cache anlegt.
 3.    Wie empfindest du deine eigene Selbstständigkeit in dieser Branche?
Ich habe zurzeit so viele verschiedene Beschäftigungen, dass mein Steuerberater ziemliche Kopfschmerzen bekommt. Autor, Event-Anbieter, Journalist. Am liebsten habe ich allerdings das Schreiben. Das macht mir richtig Spaß und hier würde ich gerne in Zukunft den Fokus legen.
4.    Kommerzialisierung pro oder contra: Was kannst du beiden Seiten ans Herz legen?
Kommerz kann man nicht verhindern. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Veranstalter von Geocaching-Events aus der Szene kommen. Die wissen, was sie tun. Andere Firmen haben oft wenig Erfahrung, was Nährboden für Komplikationen liefert.
Vorschau: In unserem nächsten Artikel werfen wir einen Blick auf die Kommerzialisierung in ähnlichen Branchen und beleuchten wie sich diese im Laufe der Jahre entwickelt haben.
 
 
 
 
 

3 Antworten auf „Geocaching und Kommerzialisierung Teil 1“

Hallo,
vielen Dank fürs Verlinken meiner kleinen Geocaching-Etikette! 🙂
Eurem Interview-Partner (dessen zweites Buch noch immer auf meinem Wunschzettel steht!) kann ich mich nur anschließen, Kommerzialisierung kann gut sein, muss es aber nicht. Für mich war das Geocaching auch deswegen immer ein großartiges Hobby, weil man eben fast kein Geld investieren muss. Jetzt, wo alle Welt ein Smartphone hat, sowieso nicht mehr (wir haben uns noch das gute alte Etrex zugelegt und waren damit im Grunde schon voll ausgestattet). Andererseits muss ich ja zugeben, man MUSS zwar kein Geld ausgeben, aber man KANN und unser Arsenal an Taschenlampen, neuen GPS-Geräten, Outdoor-Klamotten, Geocoins, Messer-Magnetheber-Spiegel-Laserpointer-UV-Lampe-Seil-…… ist doch enorm gewachsen, seit wir mit diesem Hobby angefangen haben. 😉 Also, wieso nicht auch Kurse und geführte Touren?
Wenn ich mir eure Seite so anschaue, geht es hier ja auch gar nicht darum, dass ihr mit fertigen Caches von fremden Ownern Geld verdienen wollt. Das finde ich nämlich erstens unverschämt und zweitens sinnfrei, weil das auch jeder selbst machen kann. Touren wie eure sind ja eher für Gruppen gedacht und selbst ausgedacht, dann finde ich solche Aktionen super. Ich hab nämlich auch schon mal für unseren Betriebsausflug Cachen vorgeschlagen und dachte mir dann, ich kann mich ja schlecht mit 20 Mann in die Büsche schlagen zu einem „privaten“ Cache. Leider seid ihr so gar nicht bei mir in der Nähe. 😉 Für sowas finde ich das nämlich echt super.
Also, mein Fazit: Für einzelne Privatpersonen ist das eigentlich nicht nötig… Aber für Gruppen perfekt.
So, ich hoffe, der Kommentar macht Sinn, das Fenster ist so klein und ich muss ständig scrollen, um zu sehen, was ich schon geschrieben habe… 😉
Viele Grüße
Nele

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