Wir haben uns sehr über den Besuch von Markus Gründel gefreut. Markus kann als Influencer bezeichnet werden. Der 41 jährige Hannoveraner hat 2007, das bekannteste Nachschlagewerk zum Thema Geocaching herausgebracht. Im folgenden Interview haben wir über seine Bücher, aufregende Caches und Naturschutz gesprochen.
1. Du bist seit geraumer Zeit aktiver Geocacher. Wie kam es, dass du zu dieser Form der Freizeitaktivität gefunden hast?
Eigentlich bin ich gelernter Banker. Nach langem überlegen habe ich 2001 zur Outdoorabteilung bei einem Sportfachgeschäft gewechselt. Ich war schon immer ein richtiger „Outdoor-Mensch“ und das hat sich richtig angefühlt. Durch den neuen Job und meine Vorliebe für technische Spielereien habe ich irgendwann nach einem Grund gesucht mir ein GPS-Gerät anzuschaffen. Damals waren die Geräte noch sehr teuer. Da ich Dinge, die ich selber besitze immer am besten verkaufen kann war mir diese Anschaffung wichtig. Durch einen Zufall bin ich in meiner Mittagspause in dem Outdoor-Magazin auf den Begriff Geocaching gestoßen. Nach einem Besuch auf Geocaching.com habe ich ziemlich schnell meinen ersten Cache am Silbersee aufgesucht. Das war im Frühjahr 2002 und nun musste ein eigenes GPS-Gerät her.
2. Dein erstes Buch „Geocaching“ gehört mittlerweile zur Standardlektüre in der Geocaching-Szene. Was hat dich dazu inspiriert das Buch zu schreiben?
Hannover hatte bereits 2003 eine recht starke Community. 2002 fand der erste Stammtisch statt. Mit der Zeit wurden die Caches aufwendiger und man brauchte ein immer umfangreichere CGA (CacherGrundAusstattung=Equipment) um diese lösen und bergen zu können. Bei einem Stammtisch im Jahr 2005 wurde ich als Mitarbeiter im Outdoorfachhandel darum gebeten eine Anfrage für einen speziellen Rucksack zu stellen. Der Rucksack sollte die nötigen Geocaching-Bedürfnisse stillen. Hierfür habe ich alle uns wichtigen Punkte detailgetreu runtergeschrieben. Schnell waren ganze sechs Seiten voll. Das brachte mich auf den Gedanken, ein Buch zu schreiben. Es dauerte noch eine Weile, bis ich mich 2006 hingesetzt habe und konkret anfing zu schreiben. Ich entschied mich gezielt für den Conrad Stein Verlag, da dieser als Wanderführer die gleiche Zielrichtung hatte. Bei der Veröffentlichung von „Geocaching“ im Mai 2007 kam parallel auch das Buch von Bernhard Hoecker heraus. Sein und mein Buch haben sich so wunderbar ergänzt, dass viele sie gemeinsam erworben haben.
3. Dein neues Buch „Geocaching II – von Mysterys, Rätseln und Lösungen“ handelt von Mystery Caches. Wie bist du auf dieses Thema gekommen und was macht die Faszination dieser Art von Cache aus?
Mittlerweile gibt es viel mehr Bücher auf dem Markt, als zu der Veröffentlichung meines ersten Buches. Bei Geocaching I ist alles, was der angehende Geocacher wissen muss einfach erklärt. Allerdings befinden sich vor allem im Anhang Informationen, die für gediegene Geocacher von Interesse sind. Viele Cacher haben mir erzählt, dass sie vor allem an diesen Teil des Buches interessiert sind. Das brachte mich auf die Idee ein technisches Buch herauszugeben. Bei einem Mystery Cache handelt es sich um einen Cache an willkürlich gewählten Koordinaten. Um an die Koordinaten zu kommen, muss erst einmal ein Rätsel gelöst werden. Das Rätsel muss aus dem Netz lösbar sein. Darüber hinaus dürfen fiktive und reale Koordinaten nicht mehr als 3 Kilometer auseinanderliegen. Steven Ponndorf der Co Author von Geocaching II ist Experte auf diesem Gebiet. Unter den Cachern seiner Region wird er liebevoll „The Brain“ genannt. Gemeinsam haben wir uns dazu entschieden, dass Mysterys sich gut als Basis für ein neues, erweitertes Buch eignen. Dass Stevens Frau Grafikerin ist, war eine glückliche Fügung. So konnten wir gemeinsam alle Grafiken überarbeiten, die sich noch im ersten Buch angesammelt hatten.
4. Was war der interessanteste/aufregendste/beste Geocaching Trip den du jemals erlebt hast?
Es war eine Tour die über fünf Stunden ging, dunkel und ziemlich anstrengend war. Genau genommen war es ein Nachtcache bei dem es darum ging ein virtuelles Verbrechen zu lösen. Wir mussten einzelne Sachen der vermissten Person unterwegs einsammeln und dabei 20 Stationen bewältigen. Teilweise war das ganz schön gruselig.
5. Hast du einen besonderen Cache noch auf deiner Liste? Auf dem Mount Everest befindet sich zum Beispiel ein Cache. Wäre so etwas dein Fall?
Natürlich würde ich gerne schöne, historische Orte besuchen oder eine besonders schöne Dose finden. Vor allem Skandinavien aber auch Asien finde ich spannend. Es gibt am Südpol einen Cache der sicher einen Besuch wert ist. Hannover hat allerdings auch sehr schöne Caches und es finden sich hier vor Ort einige spannende Touren.
6. Was sind die drei goldenen Regeln, die du jedem Geocaching Anfänger ans Herz legen würdest?
Na mein Buch lesen natürlich! (lacht) Nein, mal im Ernst. Mir ist schon bewusst, dass die meisten Geocacher relativ lesefaul sind. Allerdings ist es immer ungemein wichtig, sich die Cache Beschreibungen genau durchzulesen. Darüber hinaus sollte das Handy richtig konfiguriert sein, wenn man damit auf die Suche geht. Sonst können GPS Koordinaten stark abweichen. Allgemein ist es ratsam sich ein wenig mit den GPS-Einstellungen zu beschäftigen. Geocaching Foren können hier hilfreich sein. Es finden regelmäßig Events statt bei denen sich Gleichgesinnte treffen und austauschen.
7. Wir haben gehört, dass du Deutschlands erstes Travelbug-Museum betreust. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Ein Travelbug hat das Ziel zu reisen. Die meisten haben einen bestimmten Auftrag, den sie verfolgen sollen, und werden von Cache zu Cache transportiert. Anders als beim Geocoin verschwinden Travelbugs nicht ganz so schnell. Geocoins scheinen eine besondere Begehrlichkeit und Sammelleidenschaft bei anderen zu wecken, weswegen sie oft verschwinden. Im Travelbug-Museum kann man sich deswegen besondere Geocoin Raritäten ansehen. Besonders schöne und außergewöhnliche Geocoins werden nämlich aufgrund des hohen Verlustrisikos nicht mehr so oft auf Reisen geschickt.
8. Naturschutz und Geocaching – Konflikt oder Chance? Was ist deine Meinung zu diesem Thema?
Das ist ein ziemlich heikles Thema, bei dem beide Seiten beleuchtet werden sollten. Geocaching hat aus Naturschutzsicht fast nur negative Eigenschaften. Dabei gab und gibt es durchaus einige tolle Projekte mit Naturschutzorganisationen. Es lässt sich eigentlich wunderbar mit Naturschutz verbinden und Geocacher sind große Outdoor und Naturliebhaber. Wir helfen gerne und sind sehr redebereit. Es liegt nicht in unserem Interesse Caches an besonders abgelegenen Orten zu legen und schon gar nicht in der Nähe von Brutplätzen. Gegenseitiges aufeinander zugehen und kommunizieren ist wichtig. So entstehen vielleicht gemeinsame Naturprojekte. Die Community ist groß, genauso wie das Interesse sich für die Natur einzusetzen. Allgemein gilt für Cacher und Cacheleger: immer den gesunden Menschenverstand einschalten